Vodník Kultur:
Auch wenn die Nachkommen der Vodníci (Einzahl: Vodník) im Laufe ihres Lebens einen großen Zugang zu ihrem übernatürlichen Erbe erhalten, passiert es nicht selten, dass sich jenes erst spät bemerkbar macht. Das Territorialverhalten der Vodníci (bei den Süßwasser”cousins” der Sirenen deutlich stärker ausgeprägt, da sich die vorhandenen Flächen natürlich viel mehr in Grenzen halten als auf offener See), sorgt dafür, dass viele Feinheiten der “Unterwasser Gesellschaft” nur denen vorbehalten sind, die sich aktiv daran beteiligen. Halbwesen, wie er selbst, fallen der Gesellschaft zu, in der sie aufwachsen - und tun sich später oftmals schwer, die “Grenzen” zu überschreiten. Allseits bekannt ist das Folgende: Bei den Vodníci handelt es sich um Wasser Spirits, die als slawische Süßwassercousins der Sirenen bezeichnet werden könnten, würde man es darauf anlegen wollen komplett zu ignorieren, dass diese Form von Wasserwesen auf regionale Unterschiede pocht. Außerdem verwandt mit den Vodyanoy, Wassermännern, Nixen, Rusalkye etc. bewohnen die Vodníci den Raum des Tschechiens und der Slowakei und sind dort seit Jahrhunderten fest genug etabliert um auch Bestandteil der Muggelgeschichten und - legenden zu sein. Es ist auch in der Zaubererliteratur nicht mehr als eine grobe Theorie, dennoch legen Beobachtung und Forschung nahe, dass das “Wasservolk” gestaltwandlerische Fähigkeiten vorweisen muss, um erklären zu können, warum die “tschechische” Variante, sich äußerlich so sehr von, beispielsweise, der “russischen” unterscheidet. (Da Vodníci sich selbst geografisch nach Territorien strukturieren und eine gemeinsame Sprache sprechen, die sich nur in lokalen Dialekten unterscheidet, sind menschliche Grenzen für sie komplett irrelevant).
Vodníci tauchen, in der Regel, mit menschlichen Zügen in die Menschenwelt auf und tragen diese Züge, je nach lokalen und zeitlichen Trends, zumindest zum Beginn des 21. Jahrhunderts auch Unterwasser - wenn natürlich mit Anpassungen wie Kiemen und Schwimmhäuten. In seiner ursprünglichen Form hat der (Voll)Vodník auch einen grünlichen Teint, kann, für Menschen undenkbare Haarfarben annehmen (ein “Algenspektrum” ist hierbei durchaus normal) und weist ein Gebiss vor, dessen Zähne deutlich spitzer sind. Ansonsten fallen die Vodníci über der Oberfläche gerne Mal mit eigentümlicher und altmodischer Kleidung auf, dies ist allerdings nicht wesensspezifisch sondern schlichtweg den deutlich längeren Lebenszyklen geschuldet, die mit sich führen, dass die wenigsten Vodníci einen Überblick über menschliche Trends haben. Die Anatomie des Vodník erlaubt auch einen längeren Aufenthalt am Land (Vermutungen liegen nahe, dass dies entweder durch die geografisch erzwungene Nähe zum Menschen passierte oder vor mehreren Generationen magisch bedingt wurde), doch Aufzeichnungen legen nahe, dass volle Vodníci das Leben im Wasser in den meisten Fällen bevorzugen, und, da ihre eigene Magie wasserbasiert und vom Wasser bedingt ist, um diese wirken zu können regelmäßig abtauchen müssen. Vor der dichteren Besiedelung des Landes durch Menschen gibt es mehrere Aufzeichnungen von Vodníci die Beziehungen zu Menschen führten und diese aufrecht erhalten konnten, in dem sie so wassernah wie nur möglich lebten - auch heute noch gibt es viele Dörfer, in denen die (ehemaligen) Müllers Familien Vodníciblut in sich tragen. Ebenfalls ihren langen Lebenszyklen geschuldet (laut ministeriellen Aufzeichnungen war das älteste Vodnícifamilienoberhaupt im Jahre 1982 über 700 Jahre alt, auch wenn die allgemeine Lebenserwartung eher bei 400 Jahren zu liegen scheint), haben Vodníci auch wenig Respekt für menschliche Politik, Autoritäten und Strukturen - die in ihren Augen zu kurzlebig sind, um in ihren eigenen Alltag zu passen.
Vodníci organisieren sich selbst in erweiterten Familienbünden, wobei jedes Familienoberhaupt Teil des allgemeinen Rates ist, dessen Vorsitzender (früher Tsar) alle hundert Jahre demokratisch gewählt wird. Um ihre Unabhängigkeit gegenüber äußeren Einflüssen währen zu können, werden Halbvodníci (oft: Vodníček, Plural Vodníčky), deren Anzahl sich in den letzten Jahrhunderten und unter strengerer Aufsicht der Behörden ohnehin schon deutlich verringert hat, in den meisten Fällen unter Wasser aufgezogen (eine der Grundlagen für den Mythos die Vodníci würden ungetaufte Kinder entführen) und im Familienbund behütet und betreut, bis die genetischen Eigenschaften, die ihnen das Leben unter Wasser ermöglichen ausreichend ausgebildet sind. Da die menschlichen Gene in den meisten Fällen in den ersten Lebensjahren dominanter sind, sind Vodníčky in dieser Zeit darauf angewiesen, dass ihr Umfeld sie magisch unterstützt und an das Leben im Wasser anpasst - ohne diese Unterstützung sind sie erst ab Einsetzen der Pubertät zu einem dauerhaften Aufenthalt im Wasser fähig.
Vodník Fähigkeiten:
Vodníčky (Teil-Vodníci), die außerhalb des Wassers und außerhalb der Vodníci Gemeinschaft aufwachsen, entdecken ihr “magisches” Erbe oftmals erst in den mittleren Jahren der Pubertät - wenn genau diese auszubleiben scheint. Durch die deutlich längeren Lebenszyklen bedingt, verzögert sich die Pubertät bei am Land lebenden Vodníčky um einige Jahre und kann irgendwo zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr eintreten und bis zu zehn Jahre andauern, während Vodníčky unter Wasser teilweise noch zehn bis zwanzig Jahre länger “verschont” bleiben.
Während Vodníčky unter Wasser mühelos mit 300 Jahren Lebenserwartung rechnen können, liegt diese bei einem dauerhaften Leben am Land eher bei 200. In manchen Teilen ihres Wirkungsgebietes werden stichprobenartig Hausarzt und Krankenhausakten überprüft, um Muggelkinder mit “Symptomen” zu finden, magische Kinder werden im Laufe ihrer magischen Ausbildung beobachtet, sollte das Vodníci Elternteil eine passive Rolle spielen. Bei Vodníčky der zweiten Generation (ab Viertel Vodníci) nimmt dieses Merkmal zusammen mit der Lebensdauer rasant ab, und die “Betroffenen” sind mit einem etwas längeren Leben (bis zu 120 Jahre durchschnittlich), aber einer größtenteils normalen Entwicklung gesegnet.
Ebenfalls stark an den Blutanteil und die Lebensweise geknüpft ist die Fähigkeit des Gestaltwandels. Wo Vodníci mühelos zwischen “kompletter Fischmensch”, “komplett menschlich” und Mischformen wechseln können und im Laufe ihres Lebens mehr und mehr Fähigkeiten sammeln, die denen eines Metamorphmagus am Land ähneln; sind Vodníčky in den meisten Fällen darauf beschränkt zwischen “Wasser-” und “Landattributen” (Schwimmhäute, Kiemen, bei genug Training und Anleitung Fischschwänze oder ähnlichem) wechseln zu können, eine Fähigkeit, die sich ebenfalls im Laufe des Lebens weiter ausbildet, wenn sie oft genug trainiert wird (plötzlich auftauchende Schwimmhäute sind dementsprechend auf der Liste der Überprüfung Symptome). Vodníčky der zweiten Generation bilden ab und an bei Geburt eines dieser Attribute aus, sind aber in der Regel nicht mehr dazu fähig, vollständig unter Wasser leben zu können - auch wenn die Affinität zum Wasser, Schwimmkünste und besonders lange Tauchperioden durchaus noch mehrere Generationen weitervererbt werden können.
Eine weitere Eigenschaft der Vodníci, die sich auch noch in ihren Nachkommen zeigt, ist eine, die sie auch mit ihrer (entfernten) Sirenen Verwandtschaft verbindet: Die Kraft ihrer Stimme. Der Vodník Dialekt des Meerischen mag sich über Wasser nicht sonderlich melodisch anhören, doch die Vodníci sind, natürlich, auch absolut dazu im Stande die lokale Menschensprache zu lernen - und bringen diese auch aktiv ihrem Nachwuchs unter Wasser bei. Im Gegensatz zu anderen Meeresvölkern können die Vodníci den “Zwang” in ihrer Stimme zu einem gewissen Grad regulieren und skalieren. Ein Vodník, der den Großteil seines Lebens im Wasser verbringt, wird mit seinen Worten zwar immer besonders verlockend auf andere Wesen und, vor allem Menschen, wirken, ist aber mit genug Training und Bewusstsein im Stande dazu, eine reguläre Konversation zu führen, in dessen Zuge der Gesprächspartner nicht das Bedürfnis verspürt ihm oder ihr ins Wasser zu folgen. Es sind gerade eben junge Vodníci, die ebenfalls zu dem Irrglauben beitragen, ihr Volk würde regelmäßig Kinder entführen wollen - beim regulären Spielen mit Menschenkindern kommt es, komplett sprachunabhängig, auch wenn der Zwang deutlich größer und stärker ausfällt wenn der Rezipient die Worte auch verstehen kann, leider auch heute noch regelmäßig vor, dass nicht-Vodníci ihren “Altersgenossen” in die Tiefe folgen wollen. Eine Besonderheit, die sich die Vodníci mit anderen slawischen Artgenossen teilen, ist, dass die Unwiderstehlichkeit ihrer Stimme (und, wenn gewollt, die Intention dahinter) in einem musikalischen Kontext verstärkt. Auch heute noch gibt es angehende Musiker, die Opfergaben in Flüssen, Bächen und Seen darbringen, um einen Lehrer zu finden - was, je nach Lust und Laune der örtlichen Bewohner, auch zu positiven Resultaten führen kann. Vodníčky merken ab und an schon als Kinder, dass ihre Stimme in Momenten der gesteigerten Emotionalität zu überraschenden Resultaten führen kann, müssen diese Fähigkeit allerdings trainieren, um sie auch in Alltagssituationen verwenden zu können - und sind dabei stark von externen Einflüssen abhängig. Ebenso wie in anderen Fällen der Wassermagie, muss hierbei regelmäßiger Zugang zu frischem, sauberen(!) Süßwasser gewährt sein (hierbei muss es sich um eine natürliche Quelle handeln, Wasser, das aus irgendeinem Rohr kommt, hat kaum noch Wirkung - dementsprechend halten sich die wenigsten Vodníci und Vodníčky in Städten oder zu nah an menschlichen Siedlungen und Industrie auf). Ein Vodníček, dem man diesen mehr als drei, vier Wochen verwehrt, könnte die Stimme eines Opertenors und dennoch keinerlei Wirkung mehr auf sein Gegenüber; einer, der diese Fähigkeit trainiert und regelmäßig Zeit im Wasser verbringt, kann sein Gegenüber stark beeinflussen (wobei jeweilige Willensstärke und Gewöhnung eine Rolle spielen).
Genauso wie der Zwang in der Stimme bei Vodníčky sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann verhält es sich mit deren Nachkommen - die Vodníci selbst behaupten, dass nicht wenige der bekannten menschlichen Musiker (egal ob magisch oder nicht) Vodníciblut in sich tragen und - wer sollte ihnen schon widersprechen.
Eine letzte Fähigkeit der Vodníci, die in wenigen Fällen für (am Land lebende) Vodníčky relevant ist, ist die, der Vodníci-eigenen “Apparation”. Vodníčky (der ersten Generation) sind im Regelfall unbegabt wenn es darum geht am Land zu apparieren, was in Einzelfällen möglich sein mag, ist für die meisten ein furchtbar unangenehmes Erlebnis. Dafür gibt es eine Variante dessen, die es Vodníci und geübten Vodníčky ermöglicht von Gewässer zu Gewässer zu “apparieren”. Dabei sind sie, im Gegensatz zu menschlichen Zauberern, nicht von Staatsgrenzen eingeschränkt, sondern einzig und allein von Erfahrung und Entfernung. Je älter und geübter der Vodník, desto weiter kann er sich fortbewegen - sollte sich dabei aber immer darüber im Klaren sein, wie territorial seine Artgenossen sind und dass unangekündigte oder unbedachte Besuche oft schon tödlich geendet haben.