Wenn jemand der Definition eines "Sandwichkinds" entspricht, dann bist das wohl du: Aeryn Maeva O'Ceallaigh, drittes Kind einer Yoga-Lehrerin und eines Heilpraktikers. Zwei ältere und zwei jüngere Geschwisterchen reichen für die Bezeichnung auch nicht aus? Nun, wie wär's wenn man dem Cocktail die absolute Ungerechtigkeit hinzumixt, dass du als Einzige nicht mit magischen Kräften geboren wurdest, während es sich bei deinen drei Schwestern und deinem Bruder allesamt um Magier handelt? Wer nun aber jetzt denkt, du hast das nie überwunden und fühlst dich regelmäßig benachteiligt oder von deinen Eltern weniger geliebt, kennt dich aber ganz schlecht. Herumjammern war nämlich noch nie deine Stärke, dafür hast du wohl im Gegensatz zu deinen Geschwistern, die ausgerechnet ein Internat namens "Hausschweinwarzen" besuchten, eindeutig zu lange unter dem Dach deiner Hippie-Eltern gelebt. Na schön, dann hieß deine Schule eben nicht nach einem Hausschwein und gut, vermutlich hättest du auch darauf verzichten können, öfter als deine Schwestern Onkel Fred morgens um halb acht im Gebüsch vor dem Haus mit einer anderen Kommunenbewohnerin neben dem Vogelgezwitscher vögeln zu hören, aber gehasst hast du dein Leben deswegen nicht. Denn wenn man es genau betrachtet, sind deine Geschwister durch ihre magischen Kräfte ja eigentlich sogar noch eine Portion schräger als du, nicht wahr?
Das hast du dir jedenfalls erfolgreich eingeredet, als du deine eigene Gras-Plantage in deiner kleinen, kunterbunten Londoner Wohnung angelegt, ein Psychotherapeuten-Studium begonnen und dich irgendwann auf Sexualtherapie eingeschossen hast. Die Lockerheit, mit diesem für andere äußerst peinlichen Thema umzugehen, hast du zweifelsohne von deinen Eltern und deren Erziehung aufgeschnappt, aber tatsächlich ist es dir auch so äußerst wichtig, ein bisschen mehr sexuelle Aufklärung in deinem Umfeld - und damit vor allem auf deinem Online-Blog und deiner Kolumne in der Hexenwoche - zu verbreiten. Dass das Leben nicht immer nur aus Entspannung, Harmonie und SexSpaß besteht, wie man es dir beibrachte, ist jedenfalls etwas, mit dem du durchaus zu kämpfen hast und was sich nicht zuletzt an deiner Unfähigkeit mit dem Umgang mit Geld offenbart. Wer wie du lieber im Hier und Jetzt lebt, Friedenspfeife mit der alten, alleinstehenden Nachbarin von nebenan raucht und ihr danach bei einem Shoppingtrip nicht nur Nagellack- und Make-up-Tipps, sondern auch Ratschläge erteilt, wie sie den ebenso alten, alleinstehenden Mr Smithers in der Erdgeschosswohnung rumkriegen kann, der kann halt schon mal vergessen, wann die Stromrechnung fällig wird. Ups! Wie gut, dass du dich auch in diesen Zeiten auf deine Familie verlassen kannst. - Hoffst du zumindest.